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Hund kommt nicht wenn ich rufe! Ignorieren, holen, loben, schimpfen?

Der Hund kommt nicht wenn ich ihn rufe – was tun? Ignorieren, holen, loben, schimpfen?

So pauschal ist die Frage nicht zu beantworten.
Dazu müssen wir uns erst einmal anschauen, WARUM der Hund nicht kommt?

Kommt er nicht, wenn er einen starken Reiz sieht zu dem er unbedingt hin möchte? (Egal ob freudig oder aggressiv)
-Ein anderer Hund, Wild, etc.? Und kann er an diesem Reiz auch nicht an der kurzen Leine ruhig und immer noch ansprechbar vorbei
gehen?

Ja? Dann starte nicht beim Rückruf auf etliche Meter Entfernung wo du nur noch vergleichsweise wenig Kontrolle hast!
Sondern starte damit, dann du mit deinem Hund übst, a la Leinenführigkeit an diesem Reiz überhaupt mal an kurzer Leine ruhig vorbeizugehen!
Wenn du nicht ruhig an einem anderen Hund oder an Wild vorbei gehen kannst (bzw. ruhig weitergehen kannst, wenn dein Hund Wild sieht),
dann wird es auch selten besser, wenn der Hund 30m von dir entfernt ist.

Nein? Wenn der Hund an starken Reizen wie Artgenossen, Wild etc. gut vorbei gehen kann, aber wenn mehr Abstand zwischen euch ist
nicht mehr hört, oder einfach gerade mit etwas Anderem beschäftigt ist, schnüffelt, buddelt, etc. und dir nicht zuhört, dann übe ich solche Situationen ausnahmslos nur mit Schleppleine!
Ich rufe also kein einziges Mal mehr und der Hund kann selbst entscheiden ob er kommt oder nicht, bzw. es passiert einfach nichts wenn der Hund nicht kommt.
Sondern:

1) Ich rufe 1x und lasse die Schleppleine noch nicht zu lange!
2) (Hund kommt nicht) Ich sage ein Wort oder mache ein Geräusch das der Hund schon als Korrektur kennt (z.B. “Hey”, etc.)
und gehe mit Spannung – nicht Aggression (!) – auf den Hund zu
3) Schaut der Hund auf und überlegt vielleicht sogar, zu mir zu kommen, indem er sein Gewicht in meine Richtung (statt in die entgegengesetzte Richtung) verlagert, nehme ich sofort eine weiche Körpersprache ein und lade den Hund mit meiner Körpersprache ein. Und lobe ihn wenn er zu mir kommt!

Ganz genau wird das Thema in Läuft auch OHNE Schnürchen erklärt, der Fortsetzung von Läuft wie am Schnürchen.
(Beide Online Seminare gibt es übrigens auch im Paket!

Warum ist ignorieren, holen, loben wenn er kommt, oder schimpfen meistens nicht zielführend?

Wichtig: Wenn du eine Methode für euch gefunden hast die für euch gut funktioniert, dann behalte diese bitte bei,
egal was ich darüber sage!

Fangen wir mit Ignorieren an: Der Hund hat sich beim Rufen entschieden, nicht zu kommen. Warum? Weil vermutlich irgendetwas ihm wesentlich mehr Freude bereitet, als zu dir zu kommen. Bedeutet, wenn du das Verhalten ignorierst, wird der Hund nichts daraus lernen, (außer dass er nicht kommen muss) weil das Verhalten (schnüffeln, etc.) selbstbelohnend ist.

Wie sieht es mit kommentarlos holen aus? Auch nicht so viel besser. Wenn dein Hund in der Stadt an der Leine ist, sich festschnüffelt und du ihn trotzdem mit der Leine einfach mitnimmst….denkt er dann, dass schnüffeln nicht erlaubt war? Wohl kaum!
Warum? Weil keine Kommunikation stattfindet, und dementsprechend bedeutet es für den Hund auch nichts. Dasselbe gilt, wenn du deinen Hund
komplett neutral und kommentarlos “abholst”.

Und loben? “Wenn er dann endlich kommt, muss ich ihm doch zeigen, dass er es gut gemacht hat!”
Das ist ein schwieriges Thema das man aus vielerlei Sicht betrachten kann.
Ich persönlich möchte, dass mein Hund überhaupt nicht weg läuft und dann 5 Min oder länger einfach weg ist.
Stattdessen übe ich an der Schleppleine den Rückruf in allen möglichen Situationen und wenn der Hund sich dabei entscheidet nicht zu kommen,
korrigiere ich diese Entscheidung. Sobald er aber zu mir kommt, lobe ich diese Entscheidung.
Wenn ein Hund aber doch mal wirklich lange wegläuft und dann nach 30 Minuten wieder auftaucht – was tun?
Es kommt hier ganz stark auf den jeweiligen Hundecharakter und die Situation an. Wenn ich auf einem Feld bin wo weit und breit niemand ist, kann ich ggf. anders reagieren, als wenn 10m neben mir eine stark befahrene Straße ist. Daher, pauschal würde ich hier nicht sagen, dass loben zwangsläufig schlecht ist. Schauen wir uns trotzdem an, was Hunde in der Regel machen, wenn sich ein Hund zu weit von der Gruppe entfernt hat und dann zurück kommt: In aller Regel wird er von einem Hund der Gruppe oder der ganzen Gruppe gemaßregelt.
Aus Menschensicht würden jetzt viele sagen, “aber dann lernt er ja, dass zurückkommen schlecht ist!”…..aber es sind keine Menschen, sondern Hunde
und Hunde sehen die Welt nicht wie Menschen 😉

Soll ich ihn doch schimpfen?
“Schimpfen” hat für mich einen sehr emotionalen Beigeschmack und ich interpretiere es, als den Hund tadeln, egal was er JETZT gerade macht.
Das ist aus meiner Sicht nie sinnvoll.
Eine Korrektur bzw. ein “Nein” zu kommunizieren, ohne dabei wütend oder genervt zu werden, sondern emotional stabil zu sein und sofort mit der Körpersprache auf ein Angebot des Hundes reagieren zu können, bedeutet für mich Leadership. Aber nicht im Nachhinein den Hund emotional zu schimpfen.

Viel Spaß beim Üben!
Eure Sarah